Interview mit Robert-Averkios Antonsen alias Mr. Grey

FLEDERLINE: Hallo Robert, wir freuen uns sehr, dass Du Dir heute die Zeit nimmst und uns ein paar Fragen über Dich und Deine Musik beantworten wirst. 

ROBERT: Gerne. Ich bin bereit, eure Fragen zu beantworten.

FLEDERLINE: Robert, wann und warum bist Du Musiker geworden? Wie wurde die Musik zu Deinem Leben?

ROBERT: Mein Vater war ein klassisch ausgebildeter Musiker, obwohl er in seinem Leben einen anderen Beruf wählte, war Musik überall um mich herum. Sobald ich anfing Rockmusik zu hören, wurde die Gitarre zu meinem Hauptfocus und die Möglichkeit des Selbstausdrucks kam ins Spiel. Ich glaube, dass ich Künstler wurde, weil es keine andere Möglichkeit gab, meine Gefühle auf eine Art und Weise auszudrücken, die vollständig war. 
Ich begann mit 15 in Bands zu spielen und arbeitet später dann auch in den Clubs. Ich wurde von älteren Musikern, die dachten, ich sei gut genug als Gitarrist angeworben. Bereits mit 18 war arbeitet ich als professioneller Musiker.

FLEDERLINE: Was würdest Du tun, wenn Du kein Musiker wärst?

ROBERT: Ich habe mir diese Frage schon oft gestellt und es scheint mir unmöglich, an etwas anderes zu denken, das genauso erfüllend sein könnte. 
Ich denke, ich würde mich sowieso mit Kunst beschäftigten. Film, Fotografie, …, nur die Kunst kann ein Vehikel sein, ein Ventil, um auszudrücken, was ich fühle und denke.

robert antonsen

FLEDERLINE: Du kommst ursprünglich aus Griechenland. Wie kam es, dass Du nun schon länger in Norwegen lebst?

ROBERT: Das ist richtig. Ich bin in Athen, Griechenland geboren und in den 90er-Jahren aus beruflichen Gründen nach Norwegen gezogen. Es hat mir hier so gut gefallen, dass ich geblieben bin und auch die norwegische Staatsbürgerschaft angenommen habe.

FLEDERLINE: Du hast in einigen Bands gespielt, bevor Du Dein Soloprojekt LIQUID GREY gegründet hast. Was denkst du, sind die Vor- und Nachteile als Solomusiker?

ROBERT: Ich habe in ziemlich vielen Bands gespielt, das stimmt. Aber ich wollte immer meinen eigenen Weg als Musiker gehen. Ein Solokünstler zu sein, gibt mir mehr Freiheit und Flexibilität. Ich arbeite gerne mit anderen zusammen und lade Leute ein, Gasttracks mit mir zu machen, aber ich habe eine sehr klare Vorstellung davon, worüber ich schreiben will und welche Art von Sound ich produzieren will. Also mache ich es einfach und bin mit dem Ergebnis zufrieden. 
Der Nachteil kann sein, dass es manchmal gut ist, Input von anderen zu haben, die Dinge aus ihrer Sicht betrachten, während ich, wenn ich die alleinige Verantwortung für alles habe, mich ein bisschen von dem distanzieren muss was ich tue und es als dritte Person betrachten muss. Das kann manchmal knifflig sein.

FLEDERLINE: Auf welche Deiner Aufnahmen bist Du besonders stolz?

ROBERT: Oh, ich bin stolz auf jede Kleinigkeit, die ich geschaffen habe, denn ich habe hart gearbeitet, um meinen eigenen Sound zu schmieden.

mojo tooth

FLEDERLINE: Für welche drei Dinge in Deinem Leben bist Du am dankbarsten?

ROBERT: Ich bin dankbar für das Geschenk des Lebens. Ich habe viele Menschen gekannt, die nicht mehr unter uns sind. Ich bin dankbar für meinen Sohn, der ein einzigartiges, fantastisches Kind ist. Und ich bin dankbar für die Gabe der Kreativität, die mich immer begleitet hat. 
Ich muss sagen, dass ich die Liebe, Fürsorge und Unterstützung der Menschen schätze, die ich auf meinem Weg getroffen habe. 
Okay, Du hattest mich gebeten, drei Dinge zu nennen, aber ich musste noch eines hinzufügen!

FLEDERLINE: Du hast 2018 ein weitere Projekt namens A LINE OF CROWS mit Gráinne Quick-Humphrys aus Irland gegründet. 
Ihr lebt beide in verschiedenen Ländern. Wie kam die Zusammenarbeit zustande und wie lief diese bei der großen Entfernung ab?

ROBERT: Gráinne war hier in Norwegen, um einige  Basic-Tracks in meinem Studio aufzunehmen. Und den Rest haben wir so gemacht, indem wir Dateien über das Internet hin und her geschickt haben. Das ist heutzutage durchaus üblich. Einige Lieder wurden von uns gemeinsam am selben Ort geschrieben, hier in Norwegen oder in Irland (wir sind beide teils zwischen den beiden Ländern hin und her gereist) und getrennt bei den Songs, die jeder für sich alleine geschrieben hat. 

FLEDERLINE: Du hast Dein Projekt MOJO TOOTH nach vielen Jahren wieder zum Leben erweckt. Warum und wie ist es dazu gekommen?

ROBERT: Ich wollte schon immer Alben mit mehr Roots-, Dark Country-, Blues- und Rock-Elementen machen, aber ich hatte nie die Zeit dafür gefunden, bis ich vor Kurzem, als ich wegen der Pandemie mehr zu Hause war und den Drang verspürte, neue Dinge zu schaffen. 
Gleich nachdem das letzte LIQUID GREY-Album „Mercury“ veröffentlicht wurde, arbeiteten wir an den A LINE OF CROWS-Veröffentlichungen, während ich mich gleichzeitig dabei ertappte, mehr und mehr Songs zu schreiben, die schließlich im ersten MOJO TOOTH-Album „Reservation“ landeten. Das war etwas, was ich schon seit geraumer Zeit machen wollte. 
In den 90er-Jahren, als die Idee für MOJO TOOTH entstand, war ich damit beschäftigt Mitglied der FLOWER OF ROMANCE zu sein und mein Soloprojekt musste bis später warten, obwohl ich schließlich LIQUID GREY zuerst gründete…, ich hatte das Gefühl, dass es zu dieser Zeit das Richtige war.

FLEDERLINE: Erinnerst Du Dich an ein besonderes Erlebnis? Wann und was war das?

ROBERT: Alle Erlebnisse sind auf ihre eigene Art und Weite besonders. Ich erinnere mich an viele, viele Dinge, aber die Geburt meines Jungen zu erleben, war das Lebensveränderndste von allen.
Auf einer anderen Ebene war es umwerfend, einige meiner Helden zu treffen und sogar mit ihnen zu spielen und zu arbeiten. Die Zusammenarbeit mit Wayne Hussey in den 90er-Jahren, Eröffnungsshow für Peter Green und Jeff Healey…, um nur einige zu nennen.

robert with peter green, nelson watson & wayne hussey
Links: Nigel Watson, Robert, Peter Green / Rechts: Robert (hinten links) und Wayne Hussey (vorne links)

 

FLEDERLINE: Wie kommst Du auf die Ideen für neue Songs und wie läuft der kreative Prozess bei Dir ab?

ROBERT: Ich habe ständig Ideen. Alles kann die Geburt eines Songs auslösen. Eine Zeitungsschlagzeile, ein Film, eine Person auf der Straße, ein Satz, den jemand gesagt hat…, manchmal nehme ich einfach meine Gitarre und der Song kommt mühelos heraus. Fast so, als ob ich eine Schatztruhe in meinem Hinterkopf öffne.
Ich liebe die Geburt eines Songs. Es ist eine einzigartige Erfahrung, die gleichzeitig reinigend und erhebend ist. 
Das Schreiben von Songs und auch das Aufnehmen und Produzieren sind für mich sehr natürlich. Da fühle ich mich zu 100 % entspannt.

FLEDERLINE: Wie würdest Du Dich in ein paar Worten charakterisieren?

ROBERT: Neugierig, offen, launisch, kreativ, oft ein Spagat zwischen diesen beiden Gegensätzen, die in mir koexistieren.

FLEDERLINE: Du scheinst eine besondere Beziehung zu Thelema und Aleister Crowley zu haben. In Deinem Album „Arsenic Dreams“ (LIQUID GREY) finden sich viele Elemente aus dieser neureligiösen Bewegung. Was genau hat Dich dazu inspiriert?

ROBERT: Das ist richtig. Thelema, die Philosophie / Religion / das esoterische System, welches von Crowley in die Welt gebracht wurde, ist ein wichtiges Element in meinem Leben und als solches hat es ein paar meiner Songs inspiriert. Am bemerkenswertesten ist der Song „Love Under Will“ vom Album „Arsenic Dreams„, der direkt von dem Buch „Liber AL vel Legis“ (Das Buch der Gesetze) inspiriert ist, welches ein sehr wichtiges thelemisches Buch ist. „Blazing Star“ ist ein weitere Song, ebenso „Midnight Rose“ vom gleichen Album, auch „Fire from the Skies“ und „Dying God“ vom Mercury Album. Es gibt thelemische Einflüsse in vielen meiner Songs.

FLEDERLINE: Wir möchten uns nun ganz herzlich für das sehr angenehme und aufschlussreiche Interview mit Dir bedanken und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg. Und vielleicht ergibt sich in der Zukunft die Gelegenheit, Dich live auf der Bühne zu erleben.

ROBERT: Danke für eure Fragen. Ich freue mich auf die Veröffentlichung des neuen Albums und hoffentlich darauf, eines Tages, wenn die Pandemie vorbei ist, einige Liveshows zu spielen.

Robert-Averkios Antonsen

Das Interview mit Robert-Averkios Antonsen führte Abby Cole für Flederline.

 

Weitere Infos findet Ihr bei Facebook:

Liquid Grey
A Line of Crows
Mojo Tooth

 

Bildquelle: Robert-Averkios Antonsen